Geschichte der Feuerwehr Zerbst/Anhalt
Die Gründung 1869
Am 18. Februar 1869 stellten die Mitglieder vom "Männer-Turn-Verein Zerbst" den 2. Antrag auf Gründung einer freiwilligen Turner-Feuerwehr. Die Satzung der Hauptversammlung vom 02. März 1869 wurde unter Abstrichen am 09. April 1869 vom Magistrat und am 22. Juni 1869 von der Herzoglichen Regierung genehmigt.
Die Wehr 1874
Mit der Generalversammlung am 06. Juli 1869 wählten die Kameraden den ersten festen Vorstand und verpflichteten sich auf die Satzung. Dieser Tag wird als eigentlicher Gründungstag angesehen.
Folgende Kameraden bildeten den ersten Vorstand:
Hauptmann Kaufmann- H.-F. Partheil
Stellvertreter Seidenwirker - C. Rettig
Führer Tuchmachermeister - H. Schulz
Führer Töpfermeister - A. Riesleben
Führer Schneidermeister - H. Seeger
Stellvertreter Seifensieder - H. Sauer
Stellvertreter Schneidermeister - Braunsdorf
Stellvertreter Schuhmachermeister - Mittelstrass
Ihren ersten Einsatz absolvierte die neugegründete Wehr am 27. Oktober 1869 beim Brand der Schloßmühle. Die erste Spritze mit Zubringer erhielten die Kameraden am 14. Dezember 1869 von der Stadt. Alle Ausrüstungsgegenstände waren im Spritzenhaus auf der Schloßfreiheit untergebracht.Im Jahr 1872 konnten weitere Ausrüstungsgegenstände angeschaft werden, zum Beispiel: 30 Blusen und Helme. Zur besseren Alarmierung wurde die Stadt Zerbst in einzelne Brandbezirke untergliedert. Die Alarmierung erfolgte mittels Sturmglocke für jeden Bezirk mit festgelegter Tonfolge. Die Glocke befand sich im Nikolai Kirchturm.
Das neue Spritzenhaus 1886
Das neue Spritzenhaus auf der Prignitz wurde 1886 fertig gestellt. Danach erfolgte der Abriss des alten Spritzenhauses auf der Schloßfreiheit 1887. Zusätzlich zur Freiwilligen Feuerwehr gab es zu dieser Zeit auch eine Pflichtfeuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr hatte den Status eines Vereins mit einem Vereinslokal auf der Zerbster Heide. Bis 1894 gab es große Probleme mit der Löschwasserversorgung. Mit Wasserwagen und Pferden transportierten die Kameraden das Wasser zur Einsatzort. Dem wurde mit dem Bau der städtischen Wasserleitung abgeholfen.
1894 war die Wehr mit Folgendem ausgestattet:
2 Abprotzspritzen, 2 Zubringer, 1 gr. Landspritze, 2 Schlauchhaspeln auf je 2 Rädern,
1 Requisitenwagen, 2 gr. Wasserwagen, 1 Manschaftswagen, 1 mech. Leiter, 1 Stützleiter,
9 einholmige Hakenleitern, 1 Gesimsbock, 1 Rauchmaske und weitere Materialien.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Im Anfangsjahrzent des 20. Jahrhunderts wurden die Brände der Stadt Zerbst mit einer Pferde bespannten Handdruckspritze gelöscht. 1909 musste die Handwerkerabteilung der Pflichtfeuerwehr aus praktischen und finanziellen Gründen aufgelöst werden. Durch die Anschaffung einer neuen Dampfspritze im Jahr 1912 war die anstregende Handarbeit beim Löschen vorbei. Durch das Nebeneinander mehrerer Feuerwehren in Zerbst wurden 1913 die Turnerfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr aufgelöst und eine neue Freiwillige Feuerwehr unter einem einheitlichen Komando gebildet.
In der schweren Zeit des 1. Weltkrieges traten viele Bürger in die Feuerwehr ein. Angaben über Kameraden die in den Krieg ziehen mussten und nicht wieder zurück kehrten liegen uns leider nicht vor. 1917 konnte die erste Jugendfeuerwehr mit 17 jungen Männern gebildet werden. Die Alarmierung wurde 1922 durch ein elektrisches Alarmschleifensystem verbessert. Ein Jahr später erhielt die Wehr die erste Automobilspritze. In den zwanziger und dreißiger Jahren gab es Veränderungen bei der Schutzbekleidung. Der Stahlhelm löst die lederne Haube ab. In der Stadt und den umliegenden Dörfern wurden zur Verbesserung der Löschwasserversorgung Flachspiegelbrunnen gebohrt. Im damaligen Landkreis Zerbst erfolgte die Gründung einer selbstständigen Kreisfeuerwehr. Durch die Zuteilung zur Kreisfeuerwehr verloren die Zerbster Kameraden ihre Automobilspritze. Daraufhin kaufte die Stadt Zerbst 1929 ein modernes MAGIRUS Löschfahrzeug (LF 10) mit einer Spitzenleistung von 1000 Litern pro Minute. Mit der Montage der vorhandenen Drehleiter auf ein MAGIRUS Autofahrgestell verfügte die FFW Zerbst 1931 über zwei moderne Feuerwehrfahrzeuge.
Aus der Zeit des Tausendjährigen Reiches ist nicht viel bekannt. Die Technik der Wehr wurde bereits im
Depot der Dessauer Straße untergebracht.
In der Zeit des Nationalsozialismus
Während der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte die Unterordnung der Wehr als Hilfstruppe der Polizeibehörde. Die Feuerwehrfahrzeuge erhielten mit grüner Farbe einen neuen Anstrich und der Feuerwehrdienst regelte sich neu durch das einheitliche Gesetz über das Löschwesen vom 23.11.1938. Am 22. Mai 1938 wurde die Feuerwehrschule in Heyrothsberge als Landesbildungseinrichtung feierlich übergeben. Am 23.09.1942 bekam die Wehr ein neues Löschfahrzeug , Mercedes Benz LF 15 von der Firma METZ. Für die Nachrichtenübermittlung per Melder wurden am 29.10.1943 zwei neue Motorräder der Marken Zündapp und Viktoria übergeben. In den Kriegsjahren verfügte die Wehr über die zwei alten Fahrzeuge aus dem Jahr 1929 und 1931, ein Mannschaftswagen, zwei LF 8 auf Opel-Blitz Bj. 1943, ein PKW Opel-Kapitän und mehrere Tragkraftspritzen. Der Bombenangriff am 16.04.1945 legte die Stadt Zerbst in Schutt und Asche. Dabei kamen 573 Menschen zu Tode und es wurden 4.130 Wohnungen in 1.433 Häusern zerstört. Während des Angriffes begannen die Kameraden mit den Löscharbeiten. Bis zum 28.04.1945 waren sie durch diese Löscharbeiten pausenlos im Einsatz. Durch den Krieg verlor die Wehr einen großen Teil der Technik und Ausrüstung.
Die Besatzungszeit
Während der Besatzungszeit durch die Rote Armee erhielten die Kameraden Ausweise in deutscher und russischer Sprache, um auch in der Sperrzeit ihre Aufgabe zu erfüllen. Die alten Uniformen durften ohne Naziembleme und Abzeichen weiter verwendet werden und die Technik wurde nicht als Reparationsgut eingezogen. Als Ausrüstung waren eine TS 25, zwei TS 8 mit Hänger und mehrere Schlauchwagen vorhanden. Das alte MAGIRUS - Löschfahrzeug LF 10 aus 1929 musste 1946 wieder in Betrieb gesetzt und durch ein LF 25 aus Wehrmahtsbeständen ergänzt werden.
Während der DDR
Nach der Gründung der DDR erfolgte die Angliederung der Feuerwehr zur Volkspolizei als Berufsfeuerwehr.
Nach der Maueröffnung und dem Ende der DDR lösten sich die Frauengruppe und die AG "Junge Brandschutzhelfer" auf. Durch den Verlust ihrer Arbeitsplätze zogen viele Kameraden mit ihren Familien aus der Region weg. Trotzdem konnte am 04.10.1991 durch Initiative der Kameraden Klaus Grahmann und Otto Borkowitz die Jugendfeuerwehr Zerbst mit 11 Jugendlichen gegründet werden. Mit dem Partnerschaftsvertrag vom 25.07.1992 entstanden gute Beziehungen zu den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Jever. Gerade in den Anfangsjahren der neuen Bundesländer standen sie der Zerbster Wehr bei Problemen zur Seite.
Der Einzug der modernen Technik begann mit der Demontage der alten Sirenen und dem Einsatz von Rufmeldeempfängern zur stillen Alarmierung der Einsatzkräfte.